Der Tote am Steinkreuz by Peter Tremayne

Der Tote am Steinkreuz by Peter Tremayne

Autor:Peter Tremayne
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Aufbau Verlag
veröffentlicht: 2011-11-22T23:00:00+00:00


KAPITEL 12

Crítán brachte Móen in das Gästehaus. Fidelma sah dies als geeigneteren Ort für seine Befragung an als den Stall, in dem er gefangengehalten wurde. Außer Fidelma und Eadulf war nur Gadra anwesend. Dubán besprach sich mit Crón wegen der Viehräuber.

Es herrschte Schweigen, als der junge Krieger mit seiner üblichen beleidigenden Arroganz den unglücklichen Móen herbeischleppte. Befriedigt stellte Fidelma fest, daß Crítán sich wenigstens weiter bemüht hatte, Móen sauberzuhalten und ihm einen Rest von Menschenwürde zu bewahren. Ihr tat das arme Wesen leid, als es nun in den Raum geschoben wurde. Móens Gesicht zeigte tiefe Furcht, denn er wußte und verstand nicht, was um ihn herum vor sich ging.

Crítán drückte ihn auf einen Stuhl, und er saß da mit hängendem Kopf. Crítán grinste Fidelma an.

»Na?« fragte er. »Was nun? Was für Kunststücke wollt ihr ihm beibringen?«

Gadra trat vor und zischte Crítán wütend an. Einen Moment glaubte Fidelma, er werde den arroganten Burschen schlagen.

Dann ereignete sich etwas Merkwürdiges.

Móen schnüffelte, hob den Kopf und zog prüfend die Luft ein. Zum erstenmal sah Fidelma einen Ausdruck von Hoffnung in seinem Gesicht, und er gab ein leises Wimmern von sich.

Gadra ging zu ihm, setzte sich auf einen Stuhl neben ihm und ergriff seine Hand.

Fidelma konnte kaum glauben, wie sehr sich das Gesicht des Behinderten veränderte. Es leuchtete im Wiedererkennen und vor Freude. Sie sah, daß Gadra Móens linke Hand ergriffen hatte. Zuerst erschien es wie ein Ritual, denn Móen hielt die Hand gerade ausgestreckt mit der Handfläche nach oben. Überrascht beobachtete sie, wie Gadra mit den Fingerspitzen etwas auf die Handfläche des jungen Mannes zeichnete. Dann faßte Móen die Hand Gadras und machte ähnliche Zeichen darauf. Fidelma wurde klar, daß es das war, was Móen im Stall mit ihrer Hand versucht hatte. Sie hatte keinen Zweifel, daß nun ein richtiges Zwiegespräch stattfand. Die Bewegungen der Finger folgten einander schnell und immer schneller.

Plötzlich begann Móen angstvoll zu stöhnen und wiegte sich vor und zurück wie in körperlichem Schmerz. Gadra legte ihm den Arm um die Schultern. Traurig blickte er Fidelma an.

»Ich habe Móen gerade erklärt, daß Teafa tot ist. Er betrachtete sie als seine Mutter.«

»Wie nahm er die Nachricht vom Tod Ebers auf?« fragte Eadulf.

»Ohne Überraschung«, antwortete Gadra. »Ich glaube, das wußte er. Ich habe ihm gesagt, was geschehen ist und wessen er verdächtigt wird.«

»Ihm gesagt?« Crítán begleitete seine Worte mit einem höhnischen Gelächter. »Komm, Alter. Der Witz ist ja gut, aber …«

»Ruhe!« fuhr ihn Fidelma mit eisiger Stimme an. »Du verläßt uns jetzt. Du kannst draußen warten, bis wir dir Bescheid geben.«

»Ich habe den Gefangenen zu bewachen.« Der Krieger lief rot an vor Ärger. »Es ist meine Pflicht …«

»Es ist deine Pflicht, zu tun, was man dir sagt«, erwiderte Fidelma gereizt. »Geh und sag Dubán, deinem Kommandeur, daß ich dich nicht mehr in der Nähe dieses Gefangenen sehen will. Und zwar sofort!«

»Du kannst doch nicht …«, setzte Crítán empört an.

Eadulf stand auf und nahm ihn mit betonter Sanftmut am Arm. Nur der plötzliche Schmerzenslaut und das verzerrte Gesicht Crítáns verrieten, wieviel Kraft Eadulf anwendete.

»Doch, wir können«, sagte Eadulf freundlich.



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